Stephan - Far away

Kreuz und quer durch Amerika - Hier kannst du mir folgen ...

22.4.2018 - Über den Atlantik

Wetter:  Über den Wolken scheint immer die Sonne.
Temperatur: ca. -51°C

Strecke: Diesmal schon etwas mehr. Die wahrscheinlich längste Tagesetappe auf meiner Tour: 7620 km

Ich bin dann mal wech. Das klingt so einfach, ist aber verbunden mit viel Endlaufstress: Packerei, Fertigmachen der Steuererklärung, die Impferei, letzte Versicherungsfragen und die sich manchmal zur Panik auswachsende Unsicherheit, ob das überhaupt alles so klappt, wie erhofft und versprochen.
Aber das ist jetzt vorbei. Die Taschen sind gepackt: Beide knapp unter den erlaubten Grenzen. Die Nacht noch gut geschlafen und dann geht es los. Der Stau vor dem Elbtunnel kann die Erwartungshaltung kaum trüben. (Aber irgendwie habe ich da ein deutliches déjà vu: da habe ich doch schon mal kurz vorm Abflug im Stau gesteckt.)

 

Dann der letzte Abschied im Hamburger Flughafen. Wir wussten ja, dass das kommen würde, aber jetzt ist es soweit. Der Kloß im Hals ist da kaum zu vermeiden. Genaueres kann und will ich hier nicht ausführen.
Dann trennen sich unsere Wege am Security Check. Und schließlich sitze ich im Flieger und staune noch über das Glück des Upgrades in die Premium Class. So ist Fliegen durchaus genussvoll.

Der Anflug auf Island: Zunächst alles noch tief verschneit, dann vollständig abgetaute Flächen mit großen Schmelzwassersystemen. Also auch hier Frühling.
Der Flughafen gibt sich hipp: Pinke Flugzeuge und extravagante futuristische Gänge. Sehr stylisch.

 

Mit einem Schlückchen Sekt nach Hause gegrüßt, und mit noch einem Schlückchen auf den Erfolg der ganzen Unternehmung getrunken und dann heißt es "Tschüss, Island - kaum bin ich da, muss ich schon wieder fort."
Aber was ich von Island gesehen habe, reizt zu der Idee, hier mal länger zu bleiben. Aber das ist dann eine andere Reise und soll ein anderes Mal erzählt werden.
Dann der Flug über Neufundland und Quebec: Packeis vor der Küste, tief verschneit und bitterkalt sieht das da aus. Und das sind doch nur ein paar hundert KIlometer nördlich von Halifax, meinem ersten Ziel. Ich fange an mir Sorgen zu machen, ob das alles richtig gut durchdacht ist.

Der Lammbraten mit eingelegtem Lachs und Kaviar überzeugen mich: Es kann nicht alles falsch überlegt gewesen sein.

Aber dann Toronto - oder sollte ich Horronto sagen? Kafkaesk!! Ein riesiger Flughafen, der das Gängelabyrinth des Bahnhofs Friedrichstraße ins Gigantische perfektioniert hat. Alle Ankömmlinge müssen hier die Einreiseformalitäten abwickeln. Es gibt riesige (Ich wiederhole mich, ich weiß das.) Säle voller merkwürdiger, computerartiger Maschinen, bei denen natürlich jeder zu wissen hat, was er damit soll. Ich habe keine Ahnung.
Ich schaue ein paar anderen Passagieren zu, was sie da machen und denke, dass kann ich auch: Es sind ja nur automatische Passkontrollen. Aber: Der blöde Automat kann mich nicht identifizieren, also muss ich in die zeitaufwändige Individualkontrolle. Dort sehe ich mich einer freundlich-höflichen jungen Immigration-Officerin gegenüber, die mich über meine Reisepläne, Vermögensverhältnisse, Rückflugabsichten etc ausquetscht und überhaupt nicht von meinen ehrlichen Absichten überzeugt zu sein scheint. Aber letztendlich: 160 Tage Aufenthaltserlaubnis. Was will ich mehr.

Der Druck fällt etwas ab, um gleich wieder anzusteigen. Bei der ganzen Tour bisher musste ich natürlich meine beiden 22 kg-Taschen auf dem cart vor mir herschieben. Jetzt will ich sie wieder aufgeben. Dazu gibt es sehr praktische drop-in Maschinen, in die man seine Koffer stellt, damit sie automatisch ins richtige Flugzeug kommen. Aber: Der Computer ist davon überzeugt, dass ich gar kein Gepäck habe, also nimmt er meine beiden Taschen nicht an.
Ich krieg gleich 'ne Krise. Ein Druck auf den roten Knopf löst ein Blinklicht, ein nervtötend lautes Piep-Piep-Piep und einen herbeieilenden Admin aus. Der diskutiert lange mit dem Computer, bis er mir endlich ein neues Gepäckticket ausstellt und zufrieden ist. Endlich von den schweren Taschen befreit, eile ich zum Gate. Die 2,5 Stunden Aufenthalt in Toronto haben so gerade gereicht, um pünktlich zum boarding zu kommen. Toronto hat mich nicht zu einer Wiederkehr eingeladen - und tschüss.

2 Stunden später in Halifax klappt alles reibungslos. Bisschen Warterei am Karussel, das Gepäck auf dem cart ins Hotel schieben, einchecken und weiter ins Zimmer schieben und innerlich vibrierend ins Bett fallen. Zu Hause ist's jetzt 6.45 Uhr, und Inkgen ist schon auf. Kurzes Whatsapp und dann wird geschlafen.