Stephan - Far away

Kreuz und quer durch Amerika - Hier kannst du mir folgen ...

18.5.2018 - St. Louis, Missouri

Wetter:  Wechsel zwischen sonnigen, aber stickig heißen (bis zu 34°C) und heftigem, teils sintflutartigem Regen, aber immer noch bei 25°C.
Temperatur: Nachts runter auf ca. 4-5°C, Tags bis zu 34°C

Strecke: 1339 km an 5 (eigentlich 4) Fahrtagen. Alles gut asphaltierte Strecke. aber langsam wird mir mein Reisetempo unheimlich, wenn auch noch verständlich: Bei Starkregen macht Bummeln einfach keinen Spaß.
Durch Ontario, Ca, New York, Pennsilvania, Ohio, Indiana, Kentucky, Illinois, Missouri.
Anfangs noch sehr schön am Ufer des Niagara River entlang, dann an der Küste des Eriesees führt die Fahrt im Wesentlichen durch landwirtschaftlich intensiv genutztes (und gegülltes) Flachland. Zwischendurch seltene hügelige oder bewaldete Stücke. Also landschaftlich ungefähr so interessant wie die Fahrt von Bremen ins Rheinland, nur sehr viel länger. Hier ist eben alles sehr viel größer, länger, breiter.

Letzter Blick auf die Fälle. So früh morgens sind nur wenige Leute da.

Am Niagara entlang nach Buffalo. Hier eine kurze Hommage an die DeutschlehrerInnen und -schülerInnen, die John Maynard noch in Ehren halten.
Dann am Eriesee weiter bis Willoughby, kurz vor Cleveland, Ohio.

 

Nach wenig spektakulären Eindrücken bei der Flachlandfahrt durch Ohio und Indiana erreiche ich Louisville, eine lebendige Stadt mit richtigem Stadtzentrum, in dem es Spaß macht, zu schlendern. Eine Hauptsehenswürdigkeit: Das Muhamad Ali Center. Schön gemacht und hochinteressant. Und eine gute Klimaanlage. Ist auch wichtig.

 

Stadtspaziergang: Eingeklemmt zwischen Autobahn und Ohio River: Die Uferpromenade. (Hinter dem Gitter) Das macht so keinen Spaß. Aber ...
Viel Kunst im Öffentlichen Raum, spektakuläre Spiegeleffekte und die Fourth Street ist eine Vergnügungsmeile à la Schlachte. Mir wurde erzählt, dass hier an Wochenenden open-air-Parties mit zig tausend Menschen stattfinden. Pech, ich war an einem Dienstag hier. Trotzdem, der Umweg über Louisville hat sich gelohnt.

 

Weiter geht's: Mittags bin ich schon bei meinem avisierten Tagesziel angekommen. Das Wetter scheint jetzt stabil schön zu werden. Aber - was soll ich hier den ganzen Tag in the middle of nowhere anfangen. Macht kein Sinn, ich fahre weiter nach Cahokia in East St. Louis, Illinois. Hier zum ersten Mal gezeltet.

Nachts eine heftige Schreckminute: 7-9 scharfe Knalle. Irgenwer ballert hier mit einer Knarre rum. Am nächsten Morgen werde ich von den Campingplatznachbarn aufgeklärt: East St. Louis ist eine ganz üble Gegend. Nur weil ein bisschen rumgeballert wird, heißt das noch lange nicht, dass ein Polizeieinsatz zu erwarten sei. So etwas gebe es nur im Amerika. Die Frage bleibt offen: Sind sie stolz darauf, oder war das eine Kritik am Waffenrecht? Die andere Frage bleibt nicht: Keine zweite Nacht in East St. Louis.

 

Die Cahokia Mounds sind relativ unauffllig. Beim ersten Hingucken sind es halt nur grasbewachsene Hügel. Aber je mehr man sieht, desto offensichtlicher wird , dass diese geometrisch präzisen Formen nicht natürlich entstanden sind. Auf der Treppe auf den größten Mound, dem Sitz des Chief of Cahokia, werde ich von fitten jungen Frauen 5 oder 6 Mal überholt, während ich mich in meiner vollen Montur die Treppe hochschleppe. Sie nutzen die Anlage als Fitness-Parcour.

 

Dann nach St. Louis. Der Mississippi kommt nicht sehr eindrucksvoll rüber. Die Weser bei Vegesack oder der Rhein bei Bonn oder auch der Ohio River bei Louisville sind eindrucksvoller. So gestaltet sich der Schritt vom Osten in den Westen der USA vergleichsweise unauffällig.

Am nächsten Morgen ist die Enttäuschung groß: Ich wollte auf den Gateway Arch, um den Blick über die Stadt in Richtung Westen als einen der Höhepunkte meiner Fahrt genießen, und jetzt ist nicht einmal der vollständige Bogen in der Regenwolke zu sehen. Was mach mach ich jetzt bloß den ganzen Tag hier?

 

Bloß kein Trübsal blasen, auch wenn's schwer fällt. Auf meinem Weg ins City Museum stolpere ich über das Blues Museum. Sensationell. An jeder Ecke im Museum Livemusik, tolle Präsentationen und Videoclips. Bei Sweet Home Chicago, gesungen von Barack Obama bei einer Blues Session, werden vielen Besuchern die Augen feucht.

 

Das City Museum ist eine gigantischer Spiel- und Tobeplatz in der Kulisse eines klassischen naturkundlichen Museums. Alles darf zum Spielen und Toben einbezogen werden. Ein Paradies für die Kinder. Für mich faszinierend und begeisternd, wenn auch ein bisschen laut. So was hab ich noch nicht gesehen. Merke: St. Louis ist auch bei Regen ganz bestimmt nicht langweilig.

 

Morgen geht's weiter in den Mark-Twain-National-Forest. Hoffentlich erholt sich das Wetter bis dahin.