: 850 km, das letzte Teilstück meiner Nordamerika-Reise. Hier will ich cruisen, völlig entspannt am Pazifik entlang gleiten
Die Strecke von Fresno nach Carmel ist eine reine Transportstrecke,
genauso staubig und unansehnlich wie die Stadt Fresno, in der die
Nachtruhe ständig von heulenden Polizeisirenen unterbrochen wurde.
Das interessanteste an dieser Strecke waren die Fertighäuser, die
auf dem Highway zum Bestimmungsort gefahren wurden
Monterey hat mit der Cannary Row von John Steinbeck ungefähr genaus so viel zu tun, wie Fishermen's Wharf in San Francisco heute mit Fischern oder Werftarbeitern. Da war wohl mal sowas.
Carmel-by-the-sea, ein Urlaubsort für die Wohlbetuchten. Diesen Anspruch atmet der Ort aus jedem Laden und insbesondere aus jedem Restaurant. Arme Leute sind hier nicht willkommen. Feine Mode, teurer Schmuck und Uhren und dicke, vornehmlich europäische, Autos. Aber hübsch gestaltet haben die Edel-Alt-Hippies von Carmel ihren Ort - von Kitsch bis Kunsthandwerk.
Die Traumstraße der Welt. Von Carmel bis Morro Bay erfüllt der PCH diesen Anspruch. Einfach nur schön.
Dann wechselt der PCH die Bezeichnung, ist jetzt wieder Hwy 1 oder
101 und schlängelt sich bis Santa Barbara etliche Meilen abseits der
Küste durchs Land - unglaublich vermüllt und nach Industriedreck und
den unschönen Aspekten der Landwirtschaft stinkend. "Traumstraße der
Welt"?
In Santa Barbara ist die Welt dann wieder in Ordnung und in Carpinteria
finde ich schnell ein Motel und die Brewery, mein bevorzugtes Ziel zum Abendessen und
-trinken
Am nächsten Morgen ist die Landschaft zwar schön, der ewige Strand aber auch etwas langweilig. Aßerdem drückt diesige, aber heiße Luft vom Meer auf die Stimmung. Und dann, am Birthday Beach, muss es passieren.
Hier, auf dem letzten Foto komme
ich gerade aus einer Baustelle heraus und wundere mich, warum
die Kati so merkwürdig herumschlingert. Der Grund ist schnell
gefunden: Plattfuß am Hinterrad, 41 Meilen vor dem Ende meiner
Reise. Nicht zu fassen, dass das jetzt noch passieren muss. Von hier
an wird die Traumstraße zu meiner Alptraumstraße:
Der Reparaturversuch mit dem Repair-Spray scheitert, anscheinend ist
das Loch zu groß, und so entschließe ich mich bangen Herzens auf dem
platten Reifen ca. 10 Meilen bis zur nächsten Tankstelle zu fahren.
Hoffentlich halten Felge und Reifen durch.
Es hat geklappt. An der Tankstelle treffe ich zwei sehr hilfsbereite
Biker, die, sofort nachdem sie gehört und gesehen haben, was los ist,
anfangen ihren Bekanntenkreis abzutelefonieren, um Hilfe herbei zu
schaffen. Vergebens. Auch die Officers vom Malibu-Sheriff, die
zufällig zum Tanken vorbeikommen, wissen keinen Rat. Sonntags gibt
es halt keine Pannenhilfe, und für Montag machen sie mir auch keine
Hoffung. Labour Day. Da arbeitet niemand.
Also muss Kati da durch: Auf dem platten Reifen (hat ja bis jetzt
auch geklappt) gaaanz langsam den PCH entlang die
restlichen 32 Meilen bis nach LA tuckern - und auch das klappt.
Schweißgebadet und mit flatternden Nerven erreiche ich das Friendship Motor Inn, wo
ich mich für 4 Tage eingemietet hatte. Der Chef nimmt die Sache
sofort in die Hand, telefoniert rum und kriegt raus, dass Sonntag
und Montag keine Hilfe zu erwarten ist. Hilfsbereit, im Ergebnis
aber nicht hilfreich.
Inzwischen habe ich für die restlichen Tage einen Leihwagen gebucht,
den ich Montag am Flughafen abholen kann. Dann baue ich das Hinterrad
aus, packe es in den Kofferraum und gondele kreuz und quer durch LA, in der Hoffnung doch eine Pannenhilfe zu finden.
Vergebens.
Erst am Dienstag wird mir beim KTM-Händler geholfen: Der Reifen wird
geflickt und ein neuer Schlauch eingebaut. Schnell wieder zurück ins
Motel und das Hinterrad wieder eingebaut. Aber den Termin, an dem
ich die Kati eigentlich beim Spediteur abgeben sollte, schaffe ich
nicht mehr.
Also am Mittwoch morgen gleich hin und nach einer halben Stunde ist die Übergabe erledigt. Hoffentlich verlieren sie die Kati nicht zwischen den ganzen Rostlauben, die von hier an Oldie-Fans in aller Welt verschifft werden. Anfang November soll sie jedenfalls in Bremerhaven eintreffen.
Danach noch ein kurzer Abstecher zum Santa Monica Pier, der Endstation der Route 66. Kalter Wind und Niesel kürzen den Aufenthalt aber ab, auch wenn einige Unentwegte herumschlendern, oder sogar noch ins Wasser gehen.
Damit ist meine Motorradreise kreuz und quer durch Nordamerika zu Ende:
Ich bin fertig mit meiner Motorrad-Tour!
Und damit ist natürlich auch mein berichterstattender Blog nun am Ende angekommen. Es wird hier keine Reiseberichte und Fotos mehr geben. Lediglich ein oder zwei Nachträge zur Heimreise und Ankunft in Bremen und zur Ankunft der Kati in Bremerhaven fehlen jetzt noch - und vielleicht auch noch ein abschließend-zusammenfassendes Resumée. Wer sich dafür dann noch interessiert, muss halt gelegentlich mal reinschauen.
Ich bedanke mich bei allen LeserInnen für ihr wohlmeinendes Interesse, mit dem ihr mich auf meiner Reise virtuell begleitet habt, insbesondere danke ich allen, die mich dann auch noch durch die vielen netten Beiträge im Gästebuch mental unterstützt haben. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
PS.: Natürlich ist der Blog hier nur vorläufig zu Ende. Nach der Reise ist vor der Reise, und eines Tages wird hier vielleicht der Bericht über eine neue Tour beginnen. Et kütt wie et kütt.